top of page

Was tun, wenn mein Kind gemobbt wird? Ein Leitfaden für Eltern und Lehrer

  • Autorenbild: Daniel-Paasch
    Daniel-Paasch
  • 25. Jan.
  • 4 Min. Lesezeit

Es gibt Momente im Leben eines Elternteils, die fühlen sich an wie ein Schlag in die Magengrube. Dein Kind sitzt am Esstisch, stochert in den Nudeln herum, und dann kommt es: „Ich will nicht mehr zur Schule.“ Auf dein Nachfragen hin fängt es an zu weinen – und du erfährst, dass dein Kind gemobbt wird. Ein Gefühl der Hilflosigkeit macht sich breit. Wie kann man sein Kind vor etwas schützen, das scheinbar unsichtbar ist?

Die gute Nachricht: Es gibt Möglichkeiten, dein Kind nicht nur aus der Opferrolle zu befreien, sondern es sogar gestärkt aus dieser schwierigen Zeit hervorgehen zu lassen. Dafür müssen wir erst einmal verstehen, was Mobbing ist und wie wir als Eltern, Lehrer oder Gemeinschaft dagegenwirken können.




Mobbing verstehen: Warum passiert das überhaupt?

Mobbing ist oft das Symptom eines größeren Problems. Kinder, die mobben, sind nicht von Natur aus "böse". Sie haben oft eigene Unsicherheiten oder Konflikte, die sie auf andere projizieren. Studien zeigen, dass Kinder, die andere mobben, häufig selbst unter Stress oder einem Mangel an Anerkennung leiden. Das soll kein Freifahrtschein sein, aber es zeigt, dass wir das gesamte System betrachten müssen, um eine nachhaltige Lösung zu finden.

Ein Beispiel: In einer Grundschule in NRW wurde eine Klasse von Konflikten geplagt. Statt sich nur auf die "Mobber" zu konzentrieren, führte die Schule ein wöchentliches Programm ein, das den Kindern half, über ihre eigenen Emotionen zu sprechen. Innerhalb weniger Wochen wurde aus einer zerrütteten Gemeinschaft ein Team, das füreinander einstand. Der Schlüssel? Ein Raum, um Emotionen auszudrücken und zu regulieren.

Interessant ist auch, dass Mobbing oft eine unbewusste Gruppendynamik ist. Ein einzelner "Mobber" mag der sichtbare Täter sein, aber das Verhalten wird häufig durch die schweigende Unterstützung oder Passivität der Gruppe verstärkt. Dies bedeutet, dass die Lösung nicht darin besteht, Schuldige zu finden, sondern eine neue Dynamik zu schaffen, in der Respekt und Empathie die Oberhand gewinnen.


Erste Schritte: Zuhören, ohne zu bewerten

Wenn dein Kind gemobbt wird, ist der erste Schritt immer: Zuhören. Und zwar wirklich zuhören. Kein „Ach, das ist doch nicht so schlimm“ oder „Ignorier die einfach“. Stattdessen: „Das klingt, als würde dich das sehr belasten. Erzähl mir mehr.“ Es mag simpel klingen, aber allein das Gefühl, ernst genommen zu werden, kann deinem Kind enorm helfen.

Lehrer können hier ebenfalls eine Schlüsselrolle spielen. Statt sofort den Mobber zur Rede zu stellen, könnte ein Gespräch mit der gesamten Klasse mehr bewirken. Oft liegt der Fokus auf dem Täter, dabei ist es die Gruppendynamik, die Mobbing überhaupt erst ermöglicht.


Stärken statt kämpfen

Ein starkes Selbstwertgefühl ist der beste Schutz gegen Mobbing. Kinder, die wissen, wer sie sind und was sie wert sind, lassen sich weniger von negativen Worten beeinflussen. Wie baut man dieses Selbstbewusstsein auf? Mit kleinen, aber wirkungsvollen Übungen.

Zum Beispiel: Lass dein Kind jeden Abend drei Dinge aufschreiben, die es an sich selbst mag oder die es gut gemacht hat. Diese simple Praxis stärkt die Selbstwahrnehmung und lenkt den Fokus auf Positives. Es ist ein Ansatz, der in der Psychologie als „positiver Verstärker“ bekannt ist und selbst von Führungskräften im Business eingesetzt wird, um mentale Stärke zu entwickeln.

Für Lehrer könnten regelmäßige "Stärkensitzungen" in der Klasse helfen, in denen Kinder positive Eigenschaften ihrer Mitschüler benennen. Solche Übungen verändern nicht nur die Atmosphäre, sondern geben jedem Kind das Gefühl, gesehen und geschätzt zu werden.


Die emotionale Achterbahn begleiten

Ein oft unterschätzter Aspekt bei Mobbing ist der Umgang mit den eigenen Emotionen als Elternteil. Es ist völlig normal, wütend, traurig oder hilflos zu sein, wenn das eigene Kind leidet. Doch diese Gefühle unkontrolliert auszuleben, etwa indem man sofort den Lehrer oder die Eltern des Mobbers konfrontiert, kann die Situation verschärfen.

Stattdessen hilft es, einen Moment innezuhalten und die eigene Reaktion zu reflektieren. Was braucht mein Kind gerade von mir? Häufig ist das weniger eine Lösung, sondern mehr die Sicherheit, dass jemand da ist, der zuhört und emotionalen Halt gibt.

Eine einfache Atemübung kann hier Wunder wirken: Atme tief ein, zähle bis drei und atme langsam aus. Wiederhole das ein paar Mal, bevor du handelst. Diese Technik ist nicht nur für dich hilfreich, sondern auch für dein Kind, um in stressigen Situationen ruhig zu bleiben.


Die Umgebung verändern

Manchmal liegt die Lösung nicht darin, dein Kind zu verändern, sondern die Umgebung. Klassenstrukturen, Gruppendynamiken, sogar der Spielplatz können Einfluss auf Mobbing haben. Warum nicht mal mit dem Lehrer oder anderen Eltern ins Gespräch gehen, um gemeinsam Ideen zu entwickeln?

Ein Beispiel: In einer Schule wurde das klassische Konzept des „Tischsystems“ überarbeitet. Statt dass Kinder immer mit denselben Personen zusammensitzen, wurden die Gruppen regelmäßig gemischt. Plötzlich wurden aus Fremden Freunde, und Mobbing hatte weniger Chancen.

Zudem können Eltern gemeinsam Projekte ins Leben rufen, die das Gemeinschaftsgefühl stärken – etwa einen Wandertag, ein Klassenfest oder Workshops, die auf spielerische Weise Respekt und Zusammenarbeit fördern. Solche Initiativen zeigen nicht nur den Kindern, sondern auch den Erwachsenen, wie viel durch Teamarbeit möglich ist.


Prävention beginnt zu Hause

Vielleicht klingt es überraschend, aber Mobbingprävention beginnt oft zu Hause. Kinder, die in einem Umfeld aufwachsen, in dem Konflikte konstruktiv gelöst werden, Empathie gefördert wird und sie sich sicher fühlen, entwickeln eine starke Resilienz.

Setze auf regelmäßige Familienrituale, wie gemeinsame Abendessen, Spaziergänge oder Spieleabende. In diesen Momenten werden Werte wie Zusammenhalt, Verständnis und Kommunikation nicht nur besprochen, sondern gelebt. Und ja, das gilt auch für die Erwachsenen: Kinder lernen nicht, was wir sagen, sondern was wir tun.


Der Blick nach vorn

Am Ende ist Mobbing kein Zeichen dafür, dass dein Kind scheitert oder du als Elternteil etwas falsch gemacht hast. Es ist eine Herausforderung, die uns zeigt, wie wichtig Verbindung, Selbstwert und Gemeinschaft sind. Genau hier können moderne Methoden ansetzen, die Kinder nicht nur stärken, sondern auch den Weg für eine harmonischere Umgebung ebnen.

Falls du das Gefühl hast, dass du nicht weiterkommst: Es gibt Workshops, die Eltern und Lehrer dabei unterstützen, emotionale Blockaden zu lösen, Selbstbewusstsein zu fördern und Konfliktsituationen aufzulösen. Sieh das Ganze als Chance – für dein Kind und für dich selbst. Mehr Informationen findest du unter www.ipe-workshop.de oder www.ipe-practitioner.de.



Comments


+49 (0) 1525 4541183

Deutschland

Abonniere gern unseren Newsletter

Danke - Du hast Dich erfolgreich eingetragen.
Wir hören und lesen uns! Dein Daniel Paasch

bottom of page